Workshop mit Prof. Pieter van Dijk (Amsterdam/Hamburg), Dr. Christine Blanken und Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig), Dr. Tomasz Górny (Universität Warschau) sowie Stadtspaziergang durch die einzigartige Bachstadt Arnstadt und Konzert mit Pieter van Dijk an der Wender-Orgel der Bach-Kirche
Workshop für interessierte Laien, nebenberufliche Organist*innen und Studierende
- Teilnahme aktiv: 110 € (Rabatt für Studierende und Schüler*innen auf Anfrage)
(Anmeldung unter: orgelworkshop@bach-leipzig.de) – max. 10 Personen
- Teilnahme passiv: 88 €
jeweils inkl. Transport und Verpflegung
Kurssprache: hauptsächlich englisch
Aktive Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben jeweils 30 min. Zeit, mit Pieter van Dijk an einem Stück am Instrument zu arbeiten. Um Mitteilung unter orgelworkshop@bach-leipzig.de zum ausgewählten Stück wird gebeten (Ansprechpartner: Christine Blanken und Markus Zepf)
Abfahrt des Busses: 8.30 h (ab Thomaskirche, Hauptportal); Rückkehr: 19.00 h (Thomaskirche)
Zum Programm
In Arnstadt wird der 18jährige Johann Sebastian Bachs 1703 zum Organisten der »Neuen Kirche« berufen. Auf dieser Stelle wird erstmals sein kompositorisches Profil sichtbar. Anders als viele Organisten seiner Zeit improvisiert er nicht nur, sondern lässt seine Ideen weiter reifen. Er formuliert sie also bewusst zu Kompositionen aus. Dabei schlägt er einen ganz eigenen Tonfall an, nachdem er sich vorher eine Vielzahl an Techniken bei den Altmeistern wie Pachelbel, Böhm, Buxtehude oder bei seinen Organisten-Vorfahren Johann Michael und Johann Christoph zu eigen gemacht hat.
Zu den umfangreichsten Orgelwerken des jungen Johann Sebastian Bach gehören die Choralpartiten. Bach übernimmt hier die alte Organistentradition, über ein bekanntes Kirchenlied mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Stilmitteln virtuos zu spielen. Die Werke, die im Kurs und im Konzert zu hören sind, entstammen der Arnstädter Zeit (1703–1707):
Christ, der du bist der helle Tag, BWV 766
O Gott, du frommer Gott, BWV 767
Ach, was soll ich Sünder machen, BWV 770
Herr Christ, der einig Gottes Sohn, BWV 1176
Ein zweiter Schwerpunkt im Kurs soll auf den freien Orgelwerken dieser Zeit liegen. Die Präludien zeigen gerade hier oft mehrere Fassungen, in denen Bach die richtige Form und die richtigen Figurationsmuster ausprobiert und hier immer wieder Details ändert. Auf thematischen Vorbildern beruhen die Fugen, aber ihre Zugehörigkeit zu einem Präludium ist zum Zeitpunkt der Entstehung noch keinesfalls gewiss.
Unter diesen Werken stammt auch das wohl berühmteste Orgelwerk überhaupt aus Arnstadt: Die Toccata d-Moll, BWV 565. Neben diesem experimentell-genialischen Orgelwerk stehen noch folgende Werke auf dem Programm von Kurs und Konzert:
Präludium und Fuge C-Dur, BWV 531
Präludium und Fuge e-Moll, BWV 533
Präludium (Frühfassung) und Fuge g-Moll, BWV 535
Im Orgel-Workshop wollen wir den Besonderheiten dieser Werke auf den Grund gehen: musikwissenschaftlich reflektiert durch Aspekte der aktuellen Bach-Forschung und in der praktischen Umsetzung an der Wender-Orgel. Alle Standard-Notenausgaben sind hierfür möglich.
Zu den Themenschwerpunkten
- Bach als Organist in Arnstadt: Instrument und Aufgaben
- Probleme mit Vorgesetzten, Probleme mit Schülern – Herausforderungen im Organisten-Alltag
- Biographisches zur Familie Bach in Arnstadt: Eine lange Tradition
- Die Choralpartiten: Liedtext, Entstehung der Komposition und musikalische Rhetorik Bachs
- Die Arnstädter freien Orgelwerke: Bachs »Stylus phantasticus« und seine Vorbilder
- Ausdrucksmöglichkeiten durch Registrierung
- Die Toccata d-Moll, BWV 565: Warum ist sie so berühmt – und auch berüchtigt? Ist sie überhaupt von Bach?
Zur Orgel
Die 2-manualige Orgel von Johann Friedrich Wender (1703) in der Neuen Kirche, der heutigen Bachkirche, zeigt charakteristische Merkmale des thüringischen Orgelbaus und ermöglicht ein besonders farbenreiches Spiel. Das Instrument hat die Klangwelt des jungen Bach wesentlich geprägt. (Disposition)
Foto: Markus Zepf
Zu den Dozenten
Prof. Pieter van Dijk
ist seit 1989 Professor für Orgel am Conservatorium van Amsterdam und wurde 1995 als Professor für Orgel, liturgisches Orgelspiel und Methodik an die Hochschule für Musik und Theater in Hamburg berufen. Er ist Stadtorganist von Alkmaar und Organist der dortigen Sint Laurenskerk. In den vergangenen fünf Jahren spielte er das Gesamtwerk für Orgel von J. S. Bach an historischen Orgeln ein (www.dmp-records.nl).
Dr. Christine Blanken
ist seit 2005 am Bach-Archiv Leipzig in der Forschungsabteilung tätig. Nach Abschluss des neuen »Bach-Werke-Verzeichnisses« BWV3 (2022) ist derzeit eines ihrer Schwerpunkte die Edition der großen Orgelchoräle im Rahmen der »Neuen Bach-Ausgabe revidiert«: in Kürze folgt der erste Band mit den »18 Chorälen« im Bärenreiter-Verlag. Sie ist nebenberuflich als Organistin an St. Laurentius in Leipzig-Leutzsch tätig.
Dr. Tomasz Górny
studierte Literaturwissenschaft an der Jagiellonen-Universität in Krakau und Orgel am Conservatorium van Amsterdam (mit Jacques van Oortmerssen und Pieter van Dijk). Seit 2016 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Warschau (Institut für Musikwissenschaft). Er publiziert in internationalen musikwissenschaftlichen Zeitschriften wie Early Music, Bach-Jahrbuch und Notes.
Dr. Markus Zepf
arbeitet seit 2016 am Bach-Archiv Leipzig. Er ist nebenamtlicher Organist, ausgebildeter Orgelsachverständiger und wurde mit einer orgelkundlichen Arbeit promoviert. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt der Musikinstrumentenbau im Umfeld Johann Sebastian Bachs. Er verantwortet am Bach-Archiv Leipzig das halbjährlich erscheinende Bach-Magazin und gab 2021 die Festschrift zum Orgeljubiläum in Rötha heraus.
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