Consolations

Interview mit Simon-Pierre Bestion

Foto: Hubert Caldagues

 

In ihren bisherigen Programmen präsentieren Sie oft ungewöhnliche musikalische Dialoge. Beim Bachfest setzen Sie das Brahms-Requiem in Korrespondenz mit Werken von Bach, Schütz, Mendelssohn und Buxtehude. Wie nahe (oder fern) ist der Romantiker Brahms diesen barocken Komponisten?
Für mich gibt es eine direkte Verbindung zwischen allen deutschen Komponisten vom Barock bis zur Romantik, so als würde einer dem anderen den Staffelstab weiterreichen. Ich habe das Programm dieses Konzerts so zusammengestellt, dass man diese Einflüsse der Vergangenheit, die die Komponisten der folgenden Generationen inspiriert haben, sehr deutlich wahrnehmen kann. Die Reise geht von Schütz über Buxtehude direkt zu Bach. Einen leichten Bruch gibt es dann bei Mendelssohn. Aber Mendelssohn ist so sehr von der kontrapunktischen und harmonischen Kunst Bachs geprägt, dass man sehr schnell versteht, was die beiden Komponisten verbindet. Was Brahms betrifft, so finde ich, dass es eine direkte Verbindung zwischen seinem Denken und dem von Schütz gibt, und zwar durch ihre Herangehensweise an das Requiem, das »deutsch«, aber vor allem menschlich sein soll. 

Nach welchen musikalischen und textlichen Kriterien haben Sie die Stücke für das Programm ausgewählt? 
Ich wollte mich mit dem Konzept des Trostes beschäftigen, und zwar hauptsächlich aus zwei Blickwinkeln. Der erste Forschungsschwerpunkt bezog sich auf Texte, die Trost für alle Lebenden versprechen, damit diese sich zuversichtlich und beruhigt fühlen, wenn sie sich ihrem eigenen Tod nähern. Und der zweite Punkt betraf die Auswahl von Texten oder Werken, die sich mit dem Trost für »die Hinterbliebenen« befassen. In diesem Fall hat entweder die Musik einen großen tröstenden Wert oder der Text entwickelt eine Poesie, die den Verstorbenen, seine Eigenschaften und seine Taten hervorhebt und seinen Angehörigen Worte schenkt, die ihnen einen gewissen inneren Frieden ermöglichen. 

Brahms hat für große Orchesterbesetzung komponiert, Schütz für ein kleines barockes Ensemble. Wie arrangieren Sie die Werke, dass alles für ein Konzert kompatibel ist?
Ich habe mich in meinen Arrangements bemüht, die romantischen Werke in ihrer Besetzung zu reduzieren, um ihre Verbindung mit der deutschen Barockepoche zu verdeutlichen. Brahms selbst hat ja sogar eine Version seines Requiems für zwei Klaviere vorgelegt, er war dieser Praxis also nicht abgeneigt. In der etwas reduzierten Form entsprechen die romantischen Kompositionen der Musik Bachs oder Buxtehudes wesentlich besser. 
 

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