Bachs Playlist ...
»außer Frobergern ... hat er die Wercke von ... einigen alten guten französischen, Buxtehuden ... geliebt und studiert ... In der letzten Zeit schätzte er hoch: Fux, Caldara, Händeln, Kaysern, Hassen, beyde Graun, Telemann, Zelenka, Benda und überhaupt alles, was in Berlin und Dresden besonders zu schätzen war.«
Dies verriet Carl Philipp Emanuel Bach gegenüber dem ersten Bach-Biographen Forkel. Bachs Sohn wollte damit deutlich machen: Sein Vater hat ein Leben lang über den eigenen Tellerrand geblickt und wusste sehr wohl – auch ohne weite Reisen zu unternehmen – welche Musik an den großen deutschen Höfen, aber auch in Wien, Venedig, Paris oder London den Ton angab. Daheim, in Weimar, Köthen oder Leipzig, stellte er diese Musik immer wieder in den Dialog mit seinen eigenen Werken.
... ermöglicht besondere Dialoge im Bachfest ...
Dieser Ansatz ist im Bachfest 2026 Programm. Nicht zuletzt, weil der Thomaskantor vor genau 300 Jahren, im Jahr 1726, den Leipziger Kirchgängern erstmals im größeren Stil nicht ausschließlich Kantaten aus seiner eigenen Feder musizieren ließ, sondern auch ein Dutzend Werke seines Vetters, des Meininger Hofkapellmeisters Johann Ludwig Bach – fantastische Stücke, die die capella sollertina derzeit in einer ersten Gesamteinspielung wiederentdeckt und damit im Bachfest debütieren wird. Bachs dringenden, leider nie erfüllten Wunsch, einmal mit dem großen Händel kommunizieren zu können, erfüllt uns die Händel-Instanz schlechthin: die elektrisierenden Virtuosen von Il Pomo d’Oro – mit zwei Hauptwerken aus der frühen Zeit der beiden Großmeister. Martin Haselböck und seine Wiener Akademie treten eine ausgesprochen erhellende Entdeckungsreise in das Spannungsfeld der Dialoge an, die der Leipziger Thomaskantor mit der Kaiserstadt Wien und ihren musikalischen Protagonisten geführt hat.
... sogar mit Bachs schärfstem Kritiker ...
Ganz besonders aufschlussreich wird der musikalische Wettstreit zwischen Bach und seinem schärfsten Kritiker Johann Adolph Scheibe, bei dem das legendäre Concerto Köln ganz unparteiisch die musikalischen Produkte der beiden Protagonisten präsentieren wird. Denn Scheibe war nicht nur ein wichtiger Musik-Journalist, sondern auch ein sehr fähiger Komponist, der das oberste Gebot der Aufklärung, nämlich Natürlichkeit, unbedingt in die Musik übertragen wollte – und deshalb erschien ihm Bachs Musik als »schwülstig« und »wider die Natur«.
... und einem ganz besonderen Bonus-Track.
»Daß Sie dieses Wenige« zu ihrer Zeit »wieder auf andere gute Subjecte fortpflanzen wollen, die sich nicht mit dem gewöhnlichen Lirumlarum begnügen« – genau dies erhoffte sich Bach von seinen Privatschülern. Und in der Tat: Seine Schüler gerieten allesamt, wie der Thomaskantor zu sagen pflegte, »zu Ecoliers, derer ich mich nicht zu schämen habe«. Bestätigen werden diese vollmundige Aussage Reinhard Goebel und das Neue Bachische Collegium Musicum, diesmal im virtuosen Dialog mit unserem Artist in Residence Mahan Esfahani, und zwar auf ausgesprochen beeindruckende Art und Weise. Denn Bachs Meisterschüler zeichnet aus, dass sie einerseits, dank ihres Lehrers, über eine grundsolide, überragende musikalische Handwerkskunst verfügten, andererseits der Überlehrer Bach aber keinesfalls ihre eigene künstlerische Originalität und Innovationskraft in irgendeiner Form eingedämmt hat. Und das ist fraglos das größte Kompliment an den Lehrer Bach!
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