Die Sammlung Gorke

Die Musikaliensammlung aus dem Familienbesitz des Eisenacher Sparkassenangestellten Manfred Gorke (1897–1956) umfasst 700 Objekte zur sächsisch-thüringischen Musikgeschichte des 17. bis 19. Jahrhunderts und enthält mehrere Originalhandschriften Johann Sebastian Bachs. Die Sammlung gelangte 1929 an die Öffentlichkeit, wurde 1935 von der Stadt Leipzig angekauft und wird seit 1952 im Bach-Archiv Leipzig aufbewahrt.

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Manfred Gorke wurde im schlesischen Hirschberg geboren, lebte jedoch seit spätestens 1914 in Eisenach. Über das Erbe seines Großvaters war er in den Besitz der umfangreichen Musikaliensammlung gelangt. J.S. Bach, Violinsonate G-Dur BWV 1021 (Go. S. 3)Zu den wertvollsten Stücken seiner Sammlung zählen mehrere Originalhandschriften Johann Sebastian Bachs, darunter das Mühlhäuser Hochzeitsquodlibet BWV 524 (Go. S. 300), die fragmentarische Abschrift eines Konzerts von Tomaso Albinoni BWV Anh. 23 (Go. S. 301) und zwei Teilautographe: sowohl die von Bach und seiner Frau Anna Magdalena gemeinsam angefertigte Niederschrift der Violinsonate BWV 1021 (Go. S. 3) als auch ein Instrumentalkonzert des Italieners Pietro Locatelli op.1, Nr. 8 (Go. S. 4). Weitere Manuskripte in Gorkes Sammlung stammen aus dem direkten Umfeld der Leipziger Kirchen und damit aus Bachs erweitertem Wirkungskreis. Darunter befinden sich Originalhandschriften seiner Schüler Johann Christoph Altnickol, Heinrich Nikolaus Gerber, Johann Philipp Kirnberger und Johann Tobias Krebs. Zudem zählt das eigenhändige Choralbuch von Johann Friedrich Doles (Thomaskantor 1756–1789) zur Sammlung sowie eine von Thomasschülern in den 1750er Jahren angefertigte Abschrift der Motetten aus "Florilegium portense".

 

Nach Verhandlungen mit mehreren Musikverlagen um die exklusiven Publikationsrechte einzelner Werke, einigte sich Gorke mit der Stadt Leipzig im Frühjahr 1935 auf den Ankauf der Sammlung und die Unterbringung in der Stadtbibliothek. Nach dem Krieg ging sie in den Bestand der 1954 gegründeten Musikbibliothek der Stadt Leipzig über, befand sich aber bereits seit 1952 und auch weiterhin zur dauerhaften Aufbewahrung im Bach-Archiv. Bei der Umwandlung des Bach-Archivs in eine Stiftung bürgerlichen Rechts wurde die Sammlung 1998 in deren Vermögen überführt.

Nach der von Gorke in den frühen 1930er Jahren selbst initiierten ersten Erschließung der Sammlung in einem zweibändigen Katalog (Go. S. 702), fand die erste wissenschaftliche Bearbeitung des gesamten Bestandskorpus durch Hans-Joachim Schulze statt, der 1977 einen Katalog der Sammlung Manfred Gorke vorgelegt hat (Bibliographische Veröffentlichungen der Musikbibliothek der Stadt Leipzig, 8). Im Rahmen des sächsischen Landesdigitalisierungsprogramms der SLUB Dresden wurde die Sammlung komplett digitalisiert und steht online zur Verfügung (zu den Digitalisaten).

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