»Der junge Bach«

Internationale Tagung zum jungen Johann Sebastian Bach und der Musikkultur in Thüringen im frühen 18. Jahrhundert

Programm

Freitag, 21. November 9.00–18.00 h


9.00 h Begrüßung (Peter Wollny)
 

9.10 h Von Ohrdruf nach Arnstadt

  • Peter Wollny (Leipzig), Zwei anoyme Ciaconen -- Kompositionen des jungen J. S. Bach? (Keynote)
  • Nikolas Georgiades (Leipzig), Johann Heinrich Arnold und der Zustand von Schule und Kirchenmusik in Ohrdruf bei Johann Sebastian Bachs Ankunft
  • Michael Maul (Leipzig), »Ob defectum hospitiorum«. Neues zu den Hintergründen von Bachs Abgangsvermerk in der Ohrdrufer Schulmatrikel
  • Till Reininghaus (Leipzig), Varianten des Bach-Siegels auf Schriftstücken Johann Sebastian Bachs und seiner Familie
     

11.10 –11.30 h Pause
 

11.30 h Vokal-Instrumentales Komponieren

  • Christine Blanken (Leipzig), Passionstraditionen in Thüringen zu Beginn des 18. Jahrhunderts
  • Daniel R. Melamed (Clinton/Cn/US), Which vocal works are by the 'young' J. S. Bach?
  • Uri Binyamin Rom (Tel Aviv/ISR), Lamento bei Bach
     

13.00 h Gemeinsames Mittagessen
 

14.00 h Blick in die Kompositionswerkstatt

  • Jean-Claude Zehnder (Basel/CH), Bachs Weg von der jugendlichen Varietät zur Motivkonsequenz des Orgelbüchleins
  • Kayo Murata (Tokyo/JP), Mehrfacher Kontrapunkt in Johann Sebastian Bachs Vokalwerken bis zu seiner Weimarer Zeit
  • Pieter Dirksen (Culemborg/NL), Bach und das Soggetto
     

16.00 -16.30 h Pause
 

16.30 h Hofkultur

  • Louis Delpech (Hamburg), Gallicus Adventus? Kontext und stilistische Merkmale der Kantate BWV 61
  • Margret Scharrer (Heidelberg), Weimar, Paris, Köthen: Musique à la françoise im höfischen Umfeld des jungen Bach
  • Thomas Werner (Weimar), Architektur der Hofkirche Weimar
     

Samstag, 22 November 9.00–18.00 h
 

9.15 h  Der Organist und seine Instrumente

  • Albrecht Lobenstein (Erfurt), Zünglein an der Waage. Bachs Orgel der Divi-Blasii-Kirche in Mühlhausen
  • Christoph Wolff (Boston)/Markus Zepf, Das Gemälde eines jungen Musikers (J. S. Bach?) im Bach-Archiv
  • Markus Zepf (Leipzig), Der junge Bach an Arnstadts Orgeln
  • Christian Haslinger (Passau), Ein Fundstück: Die Arnstädter Schreibkalender mit besonderen handschriftlichen Eintragungen
     

11.30 h Forschungsportal BACH: Neue Dokumente

  • Gregor Richter (Leipzig), Arnstädter Sepulkralkultur um 1700. Neues zum Alt-Bachischen Archiv und zur Liedpredigt zur Zeit Johann Sebastian Bachs
  • Bernd Koska (Leipzig), Neue Quellenfunde im Kontext von Bachs Mühlhäuser Ratswechselkantaten 
  • Magdalena Auenmüller, Wolfram Enßlin, J. Nathanael Philipp, Sophie Weber (Leipzig), Das „Forschungsportal BACH“: Feldforschung – Online-Edition – Digitales Archiv 
     

12.45 h Schlussdiskussion  
 

13.00 h   Gemeinsames Mittagessen
 

15.00 h Motette Thomaskirche
 

Die Tagung findet im Sommersaal des Bach-Museums statt (Thomaskirchhof 15/16, 04109 Leipzig).
 

Sonntag 23. November 15.00 h   

Durch Forschung zum Konzert – Gesprächskonzert im Sommersaal

Prof. Dr. Hans-Joachim Schulze (ehemaliger Direktor des Bach-Archivs) über seine bahnbrechenden Entdeckungen, vor allem zum jungen Bach
Dr. Christine Blanken (Moderation)
Pieter Dirksen (Culemborg/NL), Cembalo, Truhenorgel

Eintritt: 20 €, ermäßigt: 15 € (Museumskasse, in der Musikalienhandlung M. Oelsner oder unter www.bachmuseumleipzig.de)

 

»Johann Sebastian Bach gehöret zu einem Geschlechte, welchem Liebe und Geschicklichkeit zur Musik, gleichsam als ein allgemeines Geschenk, für alle seine Mitglieder von der Natur mitgeteilet zu seyn scheinen.« (Nekrolog auf J. S. Bach, 1754)
Der junge Bach und seine Vorfahren sind für uns heute gleichsam ferne und fremde Gestalten; die wenigen gesicherten Daten und erhaltenen Dokumente lassen sich bislang kaum schlüssig zusammen­fügen. Die Bestimmung des historischen und künstlerischen Umfelds, das den jungen Bach geprägt hat, an dem er selbst zeitlebens sein Können maß, und in das er sein eigenes Schaffen eingeordnet wissen wollte, ist auch heute noch eine große Herausforderung.
Einige Dokumente deuten auf einen gelegentlich ungestümen, gegen die gesellschaftlichen Konventionen der Zeit verstoßenden – und Vorgesetzten gegenüber auf Konfrontationskurs gehenden – ›jungen Wilden‹.
Seine frühen Werke zeigen eine Neigung zum Experiment: zum kreativen Spiel mit den Form- und Gattungstraditionen seiner Zeit und zum Austesten von Grenzen. Bachs frühes Schaffen ist ein außerordentlich faszinierendes Repertoire und aufgrund einer schwierigen Quellenlage eine stete Herausforderung. Selten sind gesicherte Datierungen von Werken möglich, und auch über die Echtheit mancher Werke lässt sich immer noch streiten.
Erstmals seit 35 Jahren erfolgt zum 75. Jubiläum des Bach-Archivs wieder eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Frühwerks und seinen Voraussetzungen: dem Umfeld der »musicalisch-bachischen Familie« in Thüringen, dem musikalischen Leben zwischen städtischer Kirchenmusikpraxis und höfischen Konven­tionen an den Bach-Orten Eisenach, Ohrdruf, Lüneburg, Arnstadt, Mühlhausen und Weimar.

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